Morgen und ein bisschen vielleicht auch heute schon, gedenken wir des Hl. Severus, des Hirten von Ravenna, der als einfacher Mann berufen wurde, um in Weisheit und Gerechtigkeit zu dienen. Gemeinsam mit seiner Frau Vincentia und seiner Tochter Innocentia zeugt sein Leben von Gottes Wirken inmitten der Familie, im Alltag und in den Herausforderungen des kirchlichen Amtes. Ein Patron also, der vielleicht, wie kaum ein anderer, zu dieser Kirche und dieser Gemeinde hier auf dem Berg mitten in der Stadt passt.
Und auch über unsere Severikirche hinaus haben die Namen Severus – Vincentia – Innocentia Bedeutung.
Severus bedeutet zwar zunächst einfach “streng” und lässt uns vielleicht an die Disziplin und Ernsthaftigkeit denken, die er als Bischof in seinem Dienst zeigte. Es ist überliefert, dass er sein Leben im Glauben führte, in tiefer Verantwortung für sein Volk, immer auf der Suche nach der Wahrheit und dem Heil. Doch seine Strenge war nicht hart, sondern liebevoll – wie die eines Vaters; oder eben eine Strenge, die der Sorge eines guten Hirten entsprang, der seine Herde sicher zu Christus führen wollte.
An seiner Seite stand Vincentia, deren Name “die Siegreiche” bedeutet. Dieser Name erinnert mich immer daran, dass der wahre Sieg nicht in irdischem Ruhm liegt – so haben wir es am vergangenen Sonntag auch im Evangelium gehört. Viel mehr liegt der Sieg in der Überwindung von Verzweiflung und Angst durch die Kraft des Glaubens.
Und dann ist da die Tochter Innocentia. Vielleicht der seltenste Name. Ich jedenfalls kenne in meinem Umfeld niemanden, die so heißt. Innocentia bedeutet “Unschuld” oder auch „Reinheit“. Dieser Name und auch die Geschichte der Familie um Severus erinnert mich daran, dass wir alle berufen sind, wie Kinder zu werden – vertrauensvoll, offen und aufrichtig vor Gott.
Und dann bin ich wieder beim Licht der Osterkerze, an dem alle unsere eigenen Taufkerzen damals entzündet wurden. Wir wurden damals auf unsere eigenen Namen in Christi Namen getauft, von seinem Licht im Glauben entzündet. Zu Königin oder König, Prophetin oder Prophet und Priesterin oder Priester – zur liebevollen Glaubenstreue, zum Sieg über den Tod, zur Reinheit vor Gott.
Heute Abend und morgen, wenn wir den Hl. Severus und seine Familie ehren, dürfen wir von ihnen lernen: Die liebevolle Strenge des Glaubens, der uns in der Nachfolge festhält; der Sieg, den die Liebe über alle Hürden davonträgt; und die Unschuld, die uns an das Reich Gottes erinnert, das uns allen verheißen ist.