St. Laurentius Erfurt

Denkmalpfleger Heinrich Schleiff heimgegangen

Verdienste um den Erhalt und die Restaurierung vieler Thüringer Gotteshäuser

Nachruf

Denkmalpfleger Heinrich Schleiff heimgegangen

Verdienste um den Erhalt und die Restaurierung vieler Thüringer Gotteshäuser

Heinrich Schleiff, bekannter Thüringer Denkmalpfleger, der sich lange Jahre besonders um den Erhalt katholischer und evangelischer Kirchen unseres Landes verdient gemacht hat, ist am 28. August 2023 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren verstorben. Der Wahl-Erfurter (geboren in Quedlinburg) kam 1975, nach Stationen in Berlin und Brandenburg als Kunsthistoriker ins damalige Erfurter Institut für Denkmalpflege (zuständig für die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl) und blieb Thüringen und seinem reichen Denkmalsbestand im 1991 neu gegründeten Landesamt für Denkmalpflege bis zur Pensionierung 2006 mit ganzer Kraft verbunden.

Ob im profanen oder sakralen Bereich: das fachliche Wort von Hauptkonservator Heinrich Schleiff, der mit seinen verschiedenen Partnern stets intensiv um die Sache rang und bei der Bewertung von Bau- oder Kunstdenkmalen auch mal unbequem werden konnte, hatte stets Gewicht. Allein in 18 Denkmalfachbüchern sowie ungezählten Gutachten oder Statements hat Schleiff, der zeitweilig amtierender Thüringer Landeskonservator war, große Fachkenntnis bewiesen und der haupt- oder ehrenamtlichen Denkmalpflege ein solides Nachschlagewerk hinterlassen.

Mit seinem Namen verbunden bleiben aber nicht nur die gedruckten Erkenntnisse, sondern vor allem die konkreten restauratorischen Zeugnisse seiner Expertise: Im kirchlichen Raum gilt dies insbesondere für das Erfurter Augustinerkloster, für das wiederaufgebaute Kloster Volkenroda (Umsetzung des "Christuspavillon" von der Weltausstellung in Hannover), für restaurierte Kirchen in Mühlhausen und dem Eichsfeld, aber ebenso für die umgestaltete Erfurter Wigbert-Kirche oder die "Großbaustelle Erfurter Dom". Vielerorts gab Schleiff fachlichen Rat, empfahl besondere Gewerke oder suchte nach möglichen Fördertöpfen. Als langjähriger Glockensachverständiger war er besonders stolz auf die von ihm mit betreute erste Rettung der Erfurter "Gloriosa" im Jahre 1984/85, an deren 500. Geburtstag im Jahre 1997 dann sogar ein Europäischer Glockenkongress rund um den Erfurter Domberg organisiert werden konnte. Mit gleichem Herzblut war Schleiff aber ebenso als Orgelsachverständiger den Thüringer "Königinnen der Instrumente" verbunden.

In den 90er Jahren, als die Fachrichtung Restaurierung an der Erfurter FH aufgebaut wurde, übernahm der Kunsthistoriker gern zusätzliche Dozenten-Aufgaben bei der Ausbildung des Nachwuchses im Bereich Glasrestaurierung, was für die vielen zu erhaltenden Thüringer Kirchenfenster nicht unwesentlich war.

Bei regelmäßigen ökumenischen "Kirchenfahrten" ins Thüringer Land erwies sich der jetzt Heimgerufene als profunder Kenner der Materie und erfreute zahlreiche Interessierte mit immer wieder neuen Denkmalerspektiven. Kraft für dieses und manch anderes Ehrenamt (z.B. im Ortskuratorium der Stiftung Denkmalschutz oder im Förderkreis des Erfurter Augustinerklosters) fand Heinrich Schleiff immer wieder in seinem Bibel- und im Familienkreis des Erfurter Domberges, die nun auf das helfende Wort von Heinrich Schleiff leider verzichten müssen.

R.I.P. Michael Meinung