St. Laurentius Erfurt

Einmal Himmel und zurück

Himmelfahrtspredigt in St.Severi von Diakon Burkert mit leichtem Augenzwinkern

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Himmelfahrt, Schwestern und Brüder, ein Festtag, aus dem vieles gemacht wird, an dem vieles passiert: Wenn man „Himmelfahrt“ mal googelt, findet man - Gott sei Dank - auch Hinweise auf das Glaubensgeheimnis dieses Festtages. Doch nicht nur gefühlt geht es irgendwie eher um anderes: Da gibt‘s es „News zu Himmelfahrt“, Sie landen bei „Terminen für Schulferien“, da gibt’s „Stauprognosen“ für die Autobahn, oder: „So wird das Wetter am Männertag“, oder auch „Vatertag“ – und beides natürlich mit Veranstaltungen „en masse“, und – wie sinnig: Flugplätze werben mit Veranstaltungen rund ums Fliegen. Nun, mit Fliegen hat das ja heute irgendwie tatsächlich zu tun ... Das Augenmerk dieses Tages scheint somit neben Himmel zu liegen auf: Männer, Vater, Ferien, Fliegen, Auto fahren und Wetter. Nun, „Wetter“ ist zu Himmelfahrt immer wichtig, und „gefahren“ wurde ja irgendwie auch. Wenn wir dem Evangelium eben Glauben schenken, war da tatsächlich eine Art Männertagsausflug: Die elf Jünger - bekanntlich Männer - mussten von Jerusalem nach Galiläa ... auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Auch wenn der Berg nicht eigens benannt ist: Von Jerusalem in den Norden nach Galiläa sind über 100 km ... Heute fährt da die Buslinie 955, braucht dafür über anderthalb Stunden – kann man auch googeln ... Aber Bus war damals nicht ... und dann noch Bergetappe ... auf den Berg ... Ja und Jesus war, als sie ankamen, schon da - wie auch immer ... Einige der Jünger hatten Zweifel ... hätte ich nach der Tortour vielleicht auch. Die Elf waren einfach nur fix und alle ... und vermutlich alles ohne Bollerwagen ... Im Lukasevangelium – zum Vergleich – hatten es die Jünger etwas einfacher, da mussten sie bloß nach Betanien, was nur gut 5 km von Jerusalem entfernt ist. Von wo aus nun auch immer: Jesus wurde in den Himmel emporgehoben. Die Jünger waren Augenzeugen und sind von Stund an endgültig allein ... Und sie mussten wieder zurück nach Jerusalem ... 100 km und mehr ... Männertag ... Ja und „Vater“: Vatertag ist völlig richtig, denn dahin schließlich ging ja Seine Fahrt. Es war Vatertag für Jesus, endlich mal wieder. „Verkehrsprognose“? Nun, ein Stau auf dem Himmelshighway war kaum zu erwarten. Und damit, Schwestern und Brüder, sind wir „in Himmelfahrt“ mittendrin. Es fragt sich nur, in welche Richtung es geht? Denn, bitte nicht überhören: Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel gegangen ist, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. Er kommt also wieder. Pointiert gesagt: „Einmal Himmel und zurück.“ Ich gehe zum Vater, hatte Jesus ihnen gesagt, um eine Wohnung für euch alle zu bereiten. Und dann komme ich wieder, um euch zu mir zu holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. – Einmal Himmel und zurück. Wollen Sie gerne mitfahren oder -fliegen? Schon mal darüber nachgedacht? Vielleicht vorher eine Reiserücktrittsversicherung? – Wir stehen da etwas hilflos da ... Ähnlich den Jüngern, auch sie waren etwas neben der Mütze: Sie starren nach oben, recken ihre Hälse, bis sie ihren Herrn und Meister aus den Augen verloren haben. Er fliegt davon und sie dürfen nicht mit ... Sie sollen in der Stadt, in Jerusalem, bleiben, hat er ihnen gesagt, bis sich die Verheißung erfüllt ... Pfingsten – okay, heute noch nicht. Der Ausflugtag jedenfalls ist beendet, egal ob Ferientag oder wie das Wetter war ... Nach Hause, nach Jerusalem zurückgekehrt, sprechen sie über die vergangene Zeit und alle Erlebnisse, die ihr bisheriges Weltbild wohl komplett auf den Kopf gestellt hat: Erst vor paar Wochen war ihr bester Freund und Lehrer zum Tode verurteilt und gekreuzigt. Drei Tage nach der Beerdigung wird behauptet, dass der Tote wieder lebt. Dann erschien Er selbst, sie haben geredet, zusammen gegessen und getrunken, die Freude über das Wiedersehen riesengroß. Es war wie in alten Zeiten. Niemals mehr wollten sie ihn gehen lassen. – Er jedoch redete immer häufiger von Abschied und zugleich, dass sie nicht traurig sein sollten, er würde schließlich allzeit bei ihnen bleiben. Ja was denn nun: Abschied? oder weiter wie früher? – Nichts von beidem. Jesus, kehrt zu seinem Vater zurück, nachdem seine Mission auf Erden erfüllt war. Und damit ist gleichsam Vatertag! Und Gott Vater freut sich bestimmt riesig auf seinen einzigen geliebten Sohn, den er schließlich 33 Jahre vermisst hatte. Aber nun und endlich – das Ziel seines Sohnes war erreicht: Auferstehung, Erlösung, Leben für alle, die gleich Ihm ebenfalls Sohn und Tochter desselben Vaters im Himmel sind, der sich auch auf dich und dich, uns alle freut! Nochmal: Einmal Himmel und zurück. Himmelfahrt für Jesus ist also keine Einbahnstraße. Es geht um eure, es geht um unsere Himmelfahrt ... Also was nun? Ticket buchen? Jeder, der an den Sohn glaubt, jeder, der auf ihn und den Vater im Heiligen Geist getauft ist, hat sein Ticket zum Vater im Himmel bereits erhalten ... Übrigens gratis, 49-Euro-Ticket war gestern. Und gültig nicht nur einen Monat, sondern unbegrenzt, weil: Zeiten und Fristen, die der Vater festgesetzt hat, wann der Sohn zur Erde zurückkehren wird, – unbekannt. Taufschein also gut aufheben! Und: Weil wir nicht wissen, wann unser persönliches Himmelfahrtskommando vor der Tür steht und wir unsere Reise antreten werden: Wir sollten, Schwestern und Brüder, wir sollten reisefertig sein, wenn es heißt: Deine Himmelfahrt! Heute! Bitte einsteigen! Unser Ticket wird dann immer noch gültig sein. Aber wir sollten es nicht verlieren oder vergessen oder wegwerfen oder gegen ein anderes Ticket tauschen, das vielleicht bessere Konditionen verspricht. Jeder Fahrschein, der nicht mit dem Blut Jesu bezahlt ist, kommt von einer anderen Firma, die womöglich das Gegenteil verkauft. Wir sollten uns nicht täuschen lassen, denn viele versprechen eine Fahrt „ins Blaue“ des Himmels, ins Glück oder in das Paradies, dabei aber geht es in den Abgrund, wo Heulen und Zähneknirschen sein werden. Gebt acht, dass euch niemand irreführt!, hatte Er den Seinen nicht nur einmal gesagt. Himmelfahrt feiern, Schwestern und Brüder, heißt zuerst und ohne Frage, auf Christus zu schauen, der heimkehrt zum Vater. Himmelfahrt feiern heißt aber auch, nicht zu übersehen, dass Er wiederkommen wird: Einmal Himmel und zurück. Und Himmelfahrt feiern heißt schließlich, die eigene Himmelfahrt in den Blick zu nehmen. Christen vergangener Jahrhunderte hatten für den Fall der Fälle, dass Jesus zurückkehrt, angeblich immer ein gesatteltes Pferd im Stall. Nein, jetzt nicht das Auto startklar machen ... Es reicht, auf Ihn zu schauen. Es reicht, das Himmelsbrot zu essen, das er uns dankenswerterweise schon vorab geschenkt hat. Es reicht, - aus und mit Ihm zu leben. Vertrauen wir darauf: Unser „Himmelfahrtskommando“ ist und gibt niemand anderes als der Herr selbst. Dem Himmel sei Dank! – Amen.