St. Laurentius Erfurt

Aus der Festschrift zur Einweihung der rekonstruierten Barockorgel in der Cruciskirche

Rekontruierte Disposition

Alexander Schuke,
Orgelbaumeister, Potsdam

 

Die Erfurter Kirche St. Crucis ist die einzige Barockkirche Erfurts, die sich noch ihre qualitätsvolle und vollständige Innenausstattung erhalten konnte. Restaurierungsarbeiten in diesem Jahrzehnt haben diesen wunderbaren Raumeindruck erhalten, und Gottesdienstbesucher wie Touristen sind immer wieder erstaunt, welche Welt sich hinter den grauen Außenmauern auftut. Diese Kirche ist das Einzige, was von einer ganzen Klosteranlage erhalten geblieben ist,

 

Zu dieser Innenausstattung gehört ein monumentaler und reich verzierter Orgelprospekt von Franciscus Volckland aus dem 2. Viertel des 18. Jahrhunderts, Leider sind bis zum heutigen Tag keinerlei Akten über diese Orgel auffindbar, bzw. eventuell nicht zugänglich. So sind wir auf Sekundärquellen und auf die Orgel selbst angewiesen, um die Geschichte des Instrumentes zu klären. Hier sind aber noch intensive Aktenforschungen zu betreiben, um alle Quellen auszuschöpfen.

Franciscus Volckland (1696-1779) und Johann Georg Schröter waren die beiden bedeutenden Orgelbauer Erfurts in der ersten Hälfte des 18, Jahrhunderts, wobei Volckland mit seinem Biereigenhof und als Stadtleutnant der wohlhabendere Mann war. Nach anfänglich engeren Bindungen zu Schröter - er hat bei ihm gelernt - gab es später Streit zwischen beiden.

Die Werkliste von Volckland ist uns nur teilweise bekannt, eine Reihe von Orgeln haben sich auch erhalten, wie in Tröchtelborn, Mühlberg (umgebaut), Gottstedt usw. Die Wirren des 7-jährigen Krieges (1756-63) brachten seine Orgelbauertätigkeit weitgehend zum Erliegen.

Seine Zeitgenossen rühmen ihn, dass der Klang seiner Orgeln unvergleichlich sei, oder erwähnen technische Neuerungen, wie mit Schwanzschrauben befestigte Tonventile und beim Violon 16' "an den Unterlabiis Schrauben, daß man allzeit nach und zugeben konnte"; Selbst 100 Jahre später berichtet der Orgelbauer Julius Hesse /Dachwig in der "Urania": "Volckland hätte unter günstigeren Verhältnissen den Ruf eines Silbermanns erreichen können, indem Schärfe, unbeschreiblicher Schmelz und die reinste Klangfarbe der einzelnen Stimmen dieselben so sehr, wie die schönste Vereinigung der Gesamtmasse auszeichnen".

 

Wie vorn bereits erwähnt, sind uns die Akten aus der Erbauungszeit unbekannt, sie sollen 1813 während der Säkularisierung nach Magdeburg gekommen sein. Da die Orgel stark umgebaut ist, kann sie nur bedingt als Quelle dienen, und so müssen wir uns zur Zeit an die einzig verfügbare Überlieferung halten. Jacob Adlung / Erfurt berichtet in "Musica mechanica organoedi" 1768 über diese Orgel auf Seite 223/224.

Volckland erstellt hier ein großes zweimanualiges Instrument mit einer breiten 8' Basis, alle Werke nehmen an der Prospektgestaltung teil - das Pedal sogar mit dem Principalbass 16' - in einem prächtigen, dem Raum angepassten Gehäuse. Ursprünglich war die Empore tiefer, die Orgel stand weiter vorn und dahinter befand sich eine Kapelle des Klosters.

Um den Raum klanglich zu füllen, platziert er das Hauptwerk oben, das II. Ma­nual wird logischerweise ein Brustwerk, und das Pedal erhält seitliche Türme. Adlung berichtet bestimmt nicht ohne Grund und aus eigenem Hörerlebnis; "Der Klang dieser Orgel ist unvergleichlich."

Das weitere Schicksal der Orgel ist uns aufgrund fehlender bzw. nicht zugänglicher Akten meist unbekannt, nur einige Fakten sind zu benennen: 1894/95 Umbau durch Böttcher/Sömmerda 

Umbau durch Michael Weise, Plattling / Niederbayern 

Zu einem der beiden obigen Umbauten oder zu einem anderen - uns unbe­kannten - Zeitpunkt wurde die Orgel dann an die Westwand zurückgesetzt und die Empore verkürzt.

Während dieser Umbauten wurde die ursprüngliche technische Anlage entfernt, die Orgel pneumatisiert, das Pfeifenwerk verändert und auf Registerkanzellenladen gestellt.

Im Folgenden finden Sie die heutige rekonstruierte Disposition.

 

Hauptwerk C,Dc‘‘‘Brustwerk C,Dc'''Pedal C,Dc‘ 
1.Principal   8‘14.Principal 4‘23.Principal 16‘
2.Quintatön16‘15.Quintatön 8‘24.Violone16‘
3.Viola di Gamba  8‘16.Gedackt 8‘25.Subbass16‘
4.Gemshorn 8‘17.Flaut douce 8‘26.Octave 8`
5.Bordun 8‘18.Nachthorn 4‘27.Octave 4‘
6.Traversiere 8‘19.Quinte 3‘ 28.Posaune

16‘

7.Octave 4‘20.Octave 2‘
8.Quinte 3‘21.Terz 13/5‘
9.Sesquialtera 2f22.Mixtur4f
10.Octave 2‘
11.Mixtur4f
12.Cymbel4f
13Vox humana 8‘